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Neun Tage Produktion in Kapstadt

Anglea Grötsch, Art Directorin bei Westend61, gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen der aktuellsten Produktion. Ausgestattet mit einem Produktionsbudget von fünfzigtausend Euro produzierte sie im März mit dem Fotografen Albert van Rosendaal in Kapstadt herausragende Stockbilder.
Die Bilder befinden sich zurzeit in der Auswahl und Retusche, wir erwarten ca. 800 gut editierte Bilder Anfang Mai.

1. Tag


17:00 Uhr, Aufbruch zum Flughafen München. Ich bin zeitig dran, und so bleibt jede Menge Zeit für Duty Free Shopping. Boarding ist pünktlich um 18:30, um 19:10 geht es los. Endlose 11 Stunden Flug liegen vor mir – mit 10 cm Beinfreiheit zum Vordersitz, auf dem – Schreck lass nach – eine junge Familie mit Baby Platz nimmt. Ich sehe mir die Mediathek an und freue mich über einige neue Filme, die ich noch nicht kenne. „Jackie“ bekommt Babys Schreien als neue Vertonung …

2. Tag

07:40, wir landen pünktlich in Cape Town. Danach stehe ich fast eine Stunde in der Schlange vor der Passkontrolle, es muss gleichzeitig ein weiterer großer Flieger gelandet sein. Das kann hier dann dauern… Albert van Rosendaal, unser Fotograf, nimmt mich ungeduldig in Empfang, der Arme musste beinahe 1 1/2 Std auf mich warten. Mit Schrecken stelle ich dann auch noch fest, dass ich meine Einkäufe im Flugzeug vergessen habe. Ich bestehe trotz Alberts Vorbehalte drauf, noch mal quer durch den Flughafen zum Lufthansa-Büro zu gehen. Natürlich wurde nichts gefunden, ja Albert, hast ja recht, ich glaube eben an das Gute im Menschen…

Endlich sind wir an der frischen Luft und Kapstadt empfängt mich mit sonnigen 25 Grad. Wir fahren ca. 1 Stunde quer durch die Stadt nach Durbanville, einem Stadtteil nordöstlich des Zentrums nahe den Weingebieten von Stellenbosch und Paarl gelegen.

Im Studio Office angekommen, besprechen wir gleich das für heute Nachmittag geplante Truck-Trip-Shooting in Camps Bay.

Ich lerne Alberts Team kennen: Die drei Assistenten Pauline, genannt Pauliki, Regardt und Xavier. Außerdem Isabelle, die Office-Frontfrau, Corlene, Alberts Frau und James, den Mann für alles. Und J.P., Alberts Freund, der als Koordinator für den leider krank gewordenen Riaan einspringt. Sehr, sehr nett alle zusammen. Wir gehen gleich auch noch die für morgen und Sonntag geplanten Produktionen durch hinsichtlich Ablauf und geplanter Models, buchen für noch weitere Models zu und legen die Besetzung fest. Dann fahren wir los zu Alberts Haus, um noch irgendwas zu holen, es ist gleich um die Ecke des Studios. Ich überlege direkt, nach Kapstadt zu ziehen, wenn man hier als Normalbürger so wohnt.

Mittlerweile ist es schon fast 14 Uhr, J.P. fährt mich in mein Hotel, das um nur zwei weitere Ecken liegt, damit ich mir schnell etwas leichteres anziehen kann. Es hat mittlerweile gut 28 Grad. Dann geht’s raus nach Camps Bay. Alle treffen dort pünktlich ein, bzw. sind schon vor Ort. Die Models, Assistenten mit Ausrüstung, Garderobe und anderem Gerät. Dann trifft der Truck ein.

Ein Chevi aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, der es kaum auf den gewünschten Standort nahe den Abhängen zur Bay schafft! Unglaublich – bei uns wäre dieses Gefährt nach max. 10 Minuten aus dem Verkehr gezogen. Hier: ganz normal. Der Fahrer legt noch schnell Steine hinter die Räder – mobile Bremsen eben, kommt mir vor wie direkt dem Film Paris-Texas entsprungen – und ich beschließe, ihn bei einigen Einstellungen mit aufs Bild zu nehmen.

Kleidung abstimmen, Make-Up besprechen, es geht geschäftig zu. Mittlerweile haben sich jedoch beachtliche Wolken nicht nur um Tafelberg und Löwenkopf versammelt, sondern sich auch direkt über uns verdichtet. Und tatsächlich fängt es nach ca. 4 Monaten das erste Mal an zu regnen. Ich kam und brachte den Regen… Allerdings bleibt es bei einem Nieseln, das auch bald wieder aufhört, dazu kommt ein unangenehmer Wind. Und es wird grauer und grauer. Uns wird klar, dass wir bei dieser Stimmung wohl kaum warme, sommerliche Momente eines Ausflugs mit dem Truck unserer jungen Truppe (3 Mädels und 2 Jungs um die 20) einfangen werden können. Albert probiert doch noch einiges mit verstärktem Blitz, bald beschließen wir dann aber, das Ganze abzubrechen. Wer will schon graue Bilder aus Cape Town? Eben, keiner.

Wir vertagen die Produktion auf unbestimmte Zeit und gehen einen Burger essen. Ich probiere mit Albert lokalen Sauvignon Blanc und wir reden und besprechen noch viel. Es wird spät, gegen Mitternacht falle ich halb tot ins Bett, im Flieger konnte ich kaum mehr als zwei Stunden schlafen.

3. Tag

Früh geht es raus nach Stellenbosch auf ein Weingut, bzw. auf eine Verköstigungsfarm auf einem Weingut.

Wir haben eine Großfamilie gecastet mit Oma, Opa, zwei Elternpaaren, Kindern und Hunden.

Wir shooten das ganze Programm, als da wären: Spielen auf der Wiese, Spazierengehen und vor allem Feiern, Essen und Trinken. Halt alles, was man bei einem großen Familientreff auf dem Land so macht.
Wir arbeiten zum Teil mit Ringblitz und Albert gerät ins Schwitzen…

Es ist ein schöner und erfolgreicher Tag, wir haben super Bilder im Kasten, äh, auf der Speicherkarte.

4. Tag

Heute ist das erste von zwei großen Business-Shootings im Zentrum von Kapstadt. Wir dürfen in den Räumen von ZaiLab, einer international tätigen Softwarefirma fotografieren. Sowohl der Firmensitz im Portside Tower, dem jüngstem Hochhaus in Central Cape Town, als auch die Innenarchitektur sind spektakulär. Die ZaiLab-Leute ließen sich dazu von Filmen wie 2001-Odyssee im Weltraum von Kubrick oder auch Star Wars inspirieren.


Bei den heutigen Aufnahmen wollen wir die Geometrie der Räume und die einzigartige Inneneinrichtung nutzen, um unsere Konzepte zu transportieren. Übermorgen sind wir noch einmal hier, dann werden wir unseren Schwerpunkt auf Bewegung legen.
Und wie es Albert heute früh prophezeite: Der Tafelberg zeigt sich am Nachmittag unbedeckt und strahlend schön!

5. Tag

Es ist 8 Uhr morgens, strahlender Sonnenschein und wir fahren zum Casting nach Kapstadt. Wir haben dafür einen Tisch in einem netten Café in der Long Street reserviert. Bestellt waren 100 Models, es kommen nur ca. 30. Aber wir können einige passende für die nächsten Produktionen optionieren.
Danach geht es zurück nach Durbanville in Studio und anschließend zu Alberts Haus, wo wir unser nächstes Shooting mit dem Thema "Senioren-WG" machen.

Unsere Senioren agieren klasse, nach dem Staubsaugen und Bügeln dürfen sie jetzt auf der Terrasse essen. Auch heute wird es wieder sehr spät, erschöpft aber zufrieden falle ich gegen 0 Uhr in mein Hotelbett.

6. Tag

Heute sind wir zum zweiten Mal bei ZaiLab. Wie gesagt, konzentrieren wir uns heute auf detaillierte Arbeitssituationen und auf bewegte Szenen.

Der Chef von ZaiLab überrascht uns mit einem Videographer, der uns beim Shooting filmt und unvermittelt Interviews macht. Bereits am Nachmittag stellt er den fertig geschnittenen Film auf YouTube:

Nach einem anstrengenden aber vielversprechenden Tag machen wir uns auf zu einem kleinen After-Work-Umtrunk mit einem Teil der Truppe um die Ecke.


7. Tag

Heute geht es in ein Altenheim. Unser Themenschwerpunkt heute ist Pflege, Zuwendung, und das Leben im hohen Alter – Themen, die große Nachfrage haben und die wir deshalb unbedingt produzieren wollen.

8. Tag

Im Tyger Valley, ein Vorort von Kapstadt, fotografieren wir ein junges und ein altes Pärchen als Touristen und machen auch noch ein paar Business Shoots.

9. Tag

Heute ist unser letzter Tag. Acht anstrengende Produktionstage am Stück haben bei allen deutliche Spuren der Erschöpfung hinterlassen. Auf der Agenda steht heute ein halber Tag Business am Albert-Luthuli-Place im Herzen der Stadt und anschließend wiederholen wir unser Truck-Trip-Shooting in Camps Bay.

Raus geht’s nach Camps Bay…

Wir stehen ziemlich lange im Stau auf dem Weg dahin. Denn wegen dem großen Kap Bike Circuit am Wochenende sind Fahrradenthusiasten aus der ganzen Welt angereist. Wir brauchen dreimal solange wie üblich, unterwegs erfahren wir, dass J.P. mit dem Produktionsbus irgendwo liegen geblieben ist, irgendwas mit der Zündung. Der letzte Tag hat es in sich…

Es ist ca 16:30 Uhr und es hat unglaubliche 38 Grad im Schatten! Wir warten abwechselnd in den klimatisierten Autos, bis alle eintreffen. Mit etwa einer Stunde Verzögerung können wir dann aber starten.
Wir beginnen am Signal Hill und wechseln um ca. 18 Uhr auf unsere Aussichtsplattform auf Camps Bay.

Und um 19:45 geht die Sonne unter, was für ein herrliches Licht!


10. Tag

Ein seltsames Telefonklingeln stört meine Träume … Oh mein Gott, es ist die Rezeption, es ist 6 Uhr und Albert steht vor der Tür, um mich zum Flughafen zu bringen. Ich habe tatsächlich gestern vergessen, meinen Wecker zu stellen. Alles schnell in den Koffer, Wasser ins Gesicht und los geht’s, um 8:30 geht mein Flug zurück nach Hause. Zum Glück hat der Flug eine Stunde Verspätung und die Zeit reicht erneut für etwas Shopping…

 

Über Angela Grötsch

Angela arbeitet seit diesem Jahr wieder fest als Art Directorin für Westend61. Sie war im Corporate Publishing und Werbeagenturen als Art Director, Producer und Bildredakteurin tätig.

Über Albert van Rosendaal

Wie der Name erahnen lässt, ist Albert gebürtiger Holländer. Er arbeitete als Fotograf für diverse Industrie- und Automobilkunden in seinem Studio in Frankfurt, zog dann nach München und knüpfte Kontakte zu Westend61. Der Liebe wegen verschlug es ihn vor sechs Jahren nach Kapstadt. Als Fotograf produziert er dort hauptsächlich Stockfotos

(11.04.2017) F1online Team

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